Eine Übung, um die Kraft deiner ASW zu spüren.


Dein Geist besitzt die Fähigkeit zur aussersinnlichen Wahrnehmung (ASW), d.h. er kann ohne Zuhilfenahme der Sinnesorgane – Augen, Ohren, Tastsinn, Geruch, Geschmack – etwas wahrnehmen. Wenn wir träumen oder uns etwas vorstellen, nehmen wir ja etwas wahr. Nun könnte man glauben, dass da nur gespeicherte Erinnerungen an etwas ursprünglich sinnlich Erfahrenes wieder abgerufen werden; die folgende Übung kann dir aber erlebbar machen, dass Du auf rein geistigem Wege auch etwas wahrnehmen kannst, das dir „im Leben“ noch nie begegnet ist.

Bevor Du dich auf diese kleine Reise begibst, ist es äusserst wichtig, dir genau klarzumachen, wo Du eigentlich hin willst. Sonst wirst Du nur vage, x-beliebige Eindrücke haben und nicht wissen, ob Du wirklich etwas wahrgenommen oder bloss irgendwie herumfantasiert hast. Das ist das, was Schamanen eine Absicht nennen: die eindeutige Formulierung des Ziels der Reise.

Es gibt da unendlich viele Möglichkeiten, aber wenn Du so etwas noch nie versucht hast, ist es klug, einerseits etwas Einfaches zu wählen, damit es dir leicht fällt, unterwegs deine Absicht im Gedächtnis zu behalten, andererseits soll es etwas sein, das dich wirklich interessiert und neugierig macht. Wollen/Sehnen/Begehren sind wie ein Treibstoff, der deinem Geist unterwegs richtig Schubkraft verleiht.

Mein Vorschlag für deine Absicht:“Ich will mit meinem Krafttier in Kontakt kommen.“ Diese Absicht habe ich in Gruppen mit gutem Erfolg ausprobiert. Wenn dich dies aber überhaupt nicht interessiert, solltest Du eine andere Absicht formulieren. – Präge Dir die Absicht gut ein, indem Du sie laut aussprichst oder aufschreibst.

Wähle nun einen kleinen, hübschen Gegenstand, z.B. eine Muschel, einen Stein, eine Frucht . . . Setze dich bequem auf einen Stuhl an einen Tisch und rücke den gewählten Gegenstand vor dir auf der Tischfläche so lange zurecht, bist Du ihn mit einem Blick, ohne die Augen wandern zu lassen, fixieren kannst.

Jetzt kann die Übung beginnen: als erstes blicke den Gegenstand unverwandt an, du kannst zwanglos blinzeln, aber verändere die Blickrichtung überhaupt nicht, während Du innerlich langsam bis 250 zählst.

Nimm dir Zeit zu spüren, dass jetzt eine Verbindung, eine Art Energierohr, zwischen deinen Augen austritt und bis zu dem Gegenstand reicht.

Zieh jetzt das Rohr in zehn Schritten von dem Gegenstand zurück, indem du es immer kürzer werden lässt, zähle innerlich langsam rückwärts: "Neun - der Strahl hat sich ein Stückchen von dem Gegenstand zurückgezogen, acht - der Strahl ist jetzt ein Stück kürzer geworden und hat sich noch mehr Richtung Augen zurückgezogen, sieben - er ist jetzt noch ein Stück kürzer . . ." und so weiter, während Du das Zurückziehen spürst. Bei „Null“ hat sich der Strahl ganz in deinen Kopf zurückgezogen, und deine Augenlider schliessen sich hinter ihm.

Die Energie, die dich vorher mit dem Gegenstand verband, befindet sich jetzt in deinem Kopf, hinter den Augen. Vielleicht spürst Du ihr Vorhandensein als eine Wärme oder ein leichtes Druckgefühl zwischen den geschlossenen Augen.

Und jetzt wirst Du in zehn Schritten das Energierohr wieder aussenden, wie bei einem Teleskoprohr, aber diesmal, ohne die Augen geöffnet zu haben. Du wirst daher nicht in der materiellen Welt etwas sehen, sondern ein geistiges Objekt wahrnehmen. Der Strahl deiner ASW wird dich in zehn Schritten mit deiner Absicht verbinden.

Denk noch mal an deine Absicht und zähle: “Eins“, während Du den Strahl bei geschlossenen Augen ein Stück aus deinem Kopf herausdrückst, zähle „Zwei“ und mache ihn etwas länger, „Drei“ und so weiter, und bei „Zehn“ ist der Kontakt zu deiner Absicht hergestellt.

Geh möglichst nicht mit zu einschränkenden Vorerwartungen an diese Erfahrung heran, die ASW funktioniert von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Wenn Du dazu neigst, bildhaft zu denken, wirst Du wahrscheinlich einen visuellen Eindruck von deinem Krafttier oder deiner sonstigen Absicht haben. Es kann aber auch sein, das dir ohne Bild ein bestimmtes Tier „in den Sinn kommt“, oder Du hast das Gefühl von beispielsweise Wildheit oder Loyalität eines Wolfes. An diesem Punkt irgendwie denken und herumanalysieren bringt dich aus dem Kontakt, weil Du ja damit deine geistige Kraft woanders hinlenkst. Lass es, soweit dir möglich, einfach geschehen, eine Haltung von vorurteilsloser Entdeckerfreude ist förderlich. Vielleicht ergibt sich im Kontakt mit deinem Krafttier auch irgendeine Botschaft für dich. Lass geschehen, was geschehen will.

Du spürst auch, wenn es genug ist. Dann verabschiede dich von deinem Krafttier oder sonstigem Gegenstand deiner Absicht und tritt den Rückweg an.

Das geschieht, indem Du den Strahl deiner ASW bei weiterhin geschlossenen Augen wieder in zehn Schritten in deinen Kopf zurückziehst. Zähle „Neun“ und verkürze den Strahl um ein Stückchen, „acht“ und ziehe ihn noch ein Stückchen ein und so zurück bis „Null“, wenn die Kraft deiner ASW wieder ganz eingezogen in deinem Kopf hinter den Augen ruht. Wenn Du danach in deiner eigenen Zeit die Augen öffnest, wirst Du wach und erfrischt wieder in der materiellen Welt sein. Vielleicht empfindest Du jetzt auch ganz deutlich, dass Du selbst bei offenen Augen die Dinge um dich herum nur dann bewusst wahrnimmst, wenn Du auch deinen geistigen Kraftstrahl auf sie richtest.

Viel Spass bei dieser Übung! Vielleicht bekommst Du Lust, sie irgendwann mit einer anderen interessanten Absicht zu wiederholen. Wenn Du geübter bist, brauchst Du nicht mehr jedesmal zuerst den Gegenstand zu fixieren, dann genügt es, deine Absicht zu bestimmen, innerlich ruhig zu werden und dann den Strahl deiner ASW loszuschicken.